Spielziel:
Es handelt sich um ein Renn- und Wettspiel. Sieger wird, wer am häufigsten auf die richtigen Schafe gewettet hat.
Spielmaterial und Spielidee:
Ich habe mich vor allem durch die witzigen Schafe dazu verleiten lassen, das Spiel zu kaufen. Das Spielmaterial ist insgesamt sehr ansprechend. Die Grafiken auf den "Schafkarten" sind wirklich witzig, die verschiedenen Nationalitäten der Schafe sind dort jeweils in Bilder übersetzt.
Ansprechend finde ich auch die Idee, dass die Rennbahnen auf der Naturrennbahn sehr unterschiedlich beschaffen sind. Hierdurch sind die Schafe auf den Bahnen 1, 2 und 3 stark behindert. Spielerisch umgesetzt wird dies durch die Würfelergebnisse, die insbesondere die Bahnen 5 und 6 bevorzugen. Die Schafe bringen zudem unterschiedliche Voraussetzungen mit, so dass sich aus der Kombination Schafkarte plus Rennbahn sehr schnell die Favoriten ergeben. Witzig ist auch, dass die Schafe, die im Zieleinlauf schlapp machen, auf den Rücken gedreht werden und dann alle Viere von sich strecken.
Das Spielmaterial macht also wirklich Lust auf das Spiel!
Spielablauf:
Das Spiel verläuft in drei Runden. Die ersten drei Sieger der Runden 1 und 2 treten in einer Entscheidungsrunde noch einmal gegeneinander an. Dabei gelten für die dritte Runde veränderte Regeln: Es wird ein Würfel ausgetauscht, und die Platzierung der Wetten wird ebenfalls leicht abgewandelt.
Für die ersten beiden Rennen werden verdeckt 6 Schafkarten gezogen und den Bahnen zugeordnet. Es folgt die Wettabgabe (zum Teil offen, zum Teil geheim). Dann wird das Rennen durchgeführt, indem die Spieler reihum und würfeln und anschließend ein Schaf bewegen: Das Würfelergebnis gibt vor, welches Schaf (auf welcher Rennbahn) bewegt werden darf. Der Spieler am Zug entscheidet dann darüber, ob das entsprechende Schaf sich langsam oder schnell bewegt oder erst einmal Pause macht.
Durch Bewegung wird Puste verbraucht, die durch "Pusteklötzchen" in drei Farben dargestellt wird. Die Klötzchen werden auf den Schafkarten gelagert. Welche Bewegung durch 1 Pusteklötzchen ausgelöst wird (1 bis 6 Felder), wird durch die Schafkarte des Schafs vorgegeben. Schafe, die keine Puste mehr haben, müssen pausieren, um wieder neue Pusteklötzchen zu erhalten. Andererseits dürfen nach dem Spielzug max. 3 Pusteklötzchen auf der Schafkarte verbleiben. Hierdurch wird verhindert, dass die Spieler einzelne Schafe ständig aussetzen lassen.
Ein Schaf, dem im Zieleinlauf (=die letzten 5 Felder der Rennbahn) die Puste ausgeht, ist "erschöpft" und wird auf den Rücken gedreht. Gewinnen kann dieses Schaf dann nur noch, wenn allen anderen Schafen ebenfalls die Puste ausgeht und es sich am Ende des Rennens auf dem vordersten Feld des Zieleinlaufs befindet.
Durch die Bewegungsaktionen können die Spieler also ein Stück weit steuern, dass die Schafe, auf die sie gewettet haben gut vorankommen, andere Schafe zurückbleiben oder sogar "ausscheiden", sprich erschöpft sind. Konterkariert wird dies natürlich durch die Aktionen der Mitspieler und durch das "Faule Schaf". Mit letzterem ist das Schaf auf dem letzten Platz gemeint. Dieses muss immer bewegt werden, wenn eine 9 gewürfelt wird oder wenn das ausgewürfelte Schaf bereits erschöpft ist. Hierdurch können zurückliegende Schafe doch noch unverhofft vorankommen. Außenseiter-Siege sind also möglich!
Sind drei Schafe ins Ziel gekommen oder alle Schafe erschöpft, werden für die richtigen Wetten Punkte vergeben. Dann folgt das nächste Rennen.
Anspruch:
Es handelt sich zunächst um ein einfaches und auch launiges Spiel, das vor allem Kinder und Familien ansprechen dürfte. Allerdings werden die Regeln durch verschiedene Sonderregeln verkompliziert:
- Es gibt besondere Regeln für die dritte Runde.
- Es gibt besondere Regeln für die Fortbewegung im Zieleinlauf.
- Durch den Austausch der Würfel in der dritten Runde ergibt sich eine veränderte Renndynamik. Das schafft einerseits Abwechslung, erschwert es aber auch, die Gewinnchancen der Schafe einzuschätzen.
- Die Regeln sind wenig intuitiv zu erschließen. Deshalb kann man sie sich auch schlecht merken. Ich habe das Spiel jetzt dreimal gespielt und musste die Regeln jedes Mal neu studieren. Bei vielen sehr komplexen Spielen fällt es mir viel leichter, mir die Regeln schon nach dem ersten Spiel zu merken.
- Kompliziert ist auch, dass die Schafe sich entsprechend ihrer Schafkarte unterschiedlich bewegen.
- Die Zuordnung der Schafe zu den Rennbahnen gerät in der Wertungsphase (Umsortierung der Schafkarten auf das Siegertreppchen) leicht durcheinander. Vermutlich wurden deshalb zusätzlich kleine Plättchen mit den Landesflaggen beigelegt (Flaggenmarker). Deren Funktion wird in der Spielregel aber nicht erläutert. Ihre Funktion erschließt sich nur aus einer Abbildung zum Spielaufbau.
Die Altersangabe 10+ ist also vermutlich stimmig. Es handelt sich wohl eher nicht um ein Kinderspiel. (Ich habe selbst aber keine Kinder, kann das nicht so gut einschätzen.)
Fazit:
Die Erwartungen, die durch das ansprechende Spielmaterial ausgelöst werden, werden meines Erachtens nicht erfüllt. Es gibt einige witzige und innovative Ideen. Der Spielverlauf ist aber eher ein wenig zäh. Tendenziell konzentrieren sich die Wetten auf wenige Schafe auf den guten Rennbahnen. Es gibt also wenig Konkurrenz, und die Spieler liegen dann auch punktemäßig nahe beieinander.
Im Verhältnis zum eher geringen Anspruch des Spiels sind die Regeln zu komplex. Vielleicht hätte eine Spielerhilfe und eine Kurzanleitung als Merkhilfe hier Abhilfe geschaffen. In der aktuellen Form werden Wenigspieler vermutlich abgeschreckt. Für diese ist auch der Preis recht hoch. Für Vielspieler sind die Herausforderungen zu gering. Schade!
Für die guten Ideen und die grafische Umsetzung vergebe ich (noch) eine Vier.
Rebekka hat The Sheep Race klassifiziert.
(ansehen)