Stratak Wars ist ein extrem einsteigerfreundliches Cosim; ja eigentlich sogar DAS Einsteiger-Cosim schlechthin! Wer noch nie ein Cosim gespielt hat und sich mal in diese Disziplin hinein wagen will, der ist mit Stratak (eine Abkürzung aus Strategie und Taktik) sehr gut beraten.
Cosims (also "Konfliktsimulationsspiele") sind knallharte Wargames; darüber muss man sich natürlich im Klaren sein. Und um nichts anderes geht es auch bei Stratak: Zwei bis sechs Armeen mit jeweils vier Waffengattungen (Panzer, Landungsschiffe, Jagdflugzeuge und Bomberstaffeln) stehen sich im Grundspiel auf einer fiktiven Welt gegenüber und versuchen, so viele Städte wie möglich zu erobern. Dabei wird forsches und aggressives Vorgehen belohnt, denn nur für die Städte, die ich in der laufenden Runde erobere, erhalte ich auch Nachschub, den ich in meinen eigenen Industriestädten aufstellen darf. Für jede Stadt erhalte ich sogenannte Nachschubpunkte, je nachdem, was für eine Stadt ich erobere. Für kleine Städte gibt es zwei Nachschubpunkte, für Industriestädte schon 6. Je nach dem, wie viele Städte ich erobert habe und somit wieviel Nachschubpunkte ich also in dieser Runde erhalten habe, so viel Panzer, Flugzeuge oder Schiffe kann ich nun als Nachschub bauen und in meinen Industriestädten (denn nur wo Industrie ist, kann ich auch nachrüsten)aufstellen. Ein Panzer kostet z.B. zwei NP, ein Landungsschiff 4 und ein Flugzeug schon deren 6.
Das Kampfsystem ist denkbar einfach und zaubert dem erfahrenen Cosimspieler auch nur ein müdes Lächeln auf die Lippen. Stehen sich zwei gegnerische Einheiten gegenüber, dann entscheidet der aktive Spieler, ob er angreifen möchte und wenn ja, gegen wen, falls es mehrere Optionen geben sollte (was im Spiel wegen der Möglichkeit des Stapelns und anderen Dingen öfters vorkommt). Dann wird gewürfelt. Beide Parteien benutzen jeweils zwei Würfel; der höhere Wurf gewinnt und die gegnerische Einheit ist vernichtet. Bei Gleichstand sind beide Einheiten vernichtet. Jetzt kommen noch simple Modifikationen dazu: Ein Jagdflieger bekommt, wenn er gegen Panzer und wenn er gegen Bomber kämpft einen Bonus von plus zwei auf seinen Würfelwurf; ein Bomber, wenn er gegen Panzer kämpft, einen Bonus von plus 3. Sind mehrere Panzer gestapelt, dann kann der Bomber sogar mit Flächenbombardement den ganzen Stapel oder zumindest viele Panzer im Stapel treffen.
Die Bewegungsregeln sind ebenfalls sehr einfach: Flugzeuge haben eine deutlich weitere Bewegung als Panzer und Schiffe. Panzer müssen diverse Geländegegebenheiten (Flüsse, Wald, Gebirge etc.) beachten; Landungsschiffe fahren logischerweise nur auf dem Wasser; können aber auch auf leere Hafenstädte ziehen und diese somit auch erobern. Ganz nebenbei können Schiffe auch bis zu zwei Panzer transportieren.
Das Spielmaterial ist recht einfach und funktional gehalten. Die sechs Geländekarten sind aus stabiler Pappe, beidseitig bedruckt und recht variabel zusammensetzbar, so dass immer wieder unterschiedliche Gebiete zusammengesetzt werden können. Dabei wird auch berücksichtigt, wie viele Spieler mitspielen (pro Spieler wird mindestens eine Geländekarte ausgelegt). Die Counter enthalten nur die (allerdings recht detailgetreuen) Abbildungen des Typs (Panzer, Schiff, Flugzeug). Da sowohl Bewegung als auch Treffermalus oder -Bonus eindeutig definiert sind, wurde auch auf den Aufdruck von Nummern für Treffer, Panzerung, Verteidigung, Reichweite, Bewegung etc., wie bei anderen Cosims üblich, vollkommen verzichtet.
Das Spiel kommt mit einer vierseitigen Anleitung vollkommen aus und erklärt trotzdem ausreichend, erschöpfend und leicht verständlich alle Regeln komplett; außerdem sind sogar noch Abbildungen und Beispiele vorhanden. Es sind Countersätze für sechs Spieler beigelegt.
Trotz seiner einfachen Regeln ist viel Platz für Strategie und taktischer Raffinessen. Ein wenig überwiegt aber schon das Würfelglück. Das wiederum ist recht untypisch für ein Cosim, aber den simplen Kampfregeln und der Einstiegsfreundlichkeit des Spiels geschuldet. Völlig unnötig ist die Namensgebung der Armeen (bzw. der sechs Countersätze): Wir spielen also hier mit deutschen, russischen, amerikanischen, britischen, italienischen und japanischen Einheiten. Und das auf einer eindeutigen Fantasiewelt mit Städtenamen, die in der realen Welt nirgendwo vorkommen. Das ist ein wenig inkonsequent und somit auch unfreiwillig komisch. Aber gut; darüber kann man großzügig hinwegsehen.
Wie schon erwähnt, ist das Spiel durch seine simple Art die ideale Einstiegshilfe in die bizarre und doch auch sehr komplexe Welt der Cosims (wer schon mal versucht hat "Das Boot" zu spielen, weiß, wovon ich rede). Das Spiel trägt den Zusatz "Der Auftakt" und könnte fast schon als Programm für Cosim-Einsteiger verstanden werden. Gemeint ist aber, dass dieses Spiel durch den Zukauf von Modulen erweiterbar ist. So kommen mit späteren Sets noch Infantrie, Artillerie, Transportflugzeuge etc. hinzu, was das Spiel vielleicht nicht komplexer, so doch aber strategischer und taktischer macht. Auch das Grundspiel hält schon Erweiterungsmöglichkeiten, wie z.B. Geländeeinfluss beim Kampf, alternative Spielendebedingungen usw. bereit, die beliebig miteinander kombiniert werden können. Auch eigene Regelerweiterungen können problemlos in das Spiel eingebaut werden (das Spiel lädt einen fast schon zu solchen eigenen Regelerweiterungen ein).
Erfahrenen Cosim-Spielern kann ich dieses Spiel nicht uneingeschränkt empfehlen; sie werden wegen der simplen Regeln und der damit verbundenen doch recht einfachen Spielweise verächtlich mit den Schultern zucken und können mit dem Spiel warscheinlich nicht all zu viel anfangen.
Wer aber, so wie ich, mal in die Cosimwelt reinschnuppern möchte und bisher immer vor den doch recht komplexen und komplizierten Regeln zurückgeschreckt ist; dem kann ich dieses Spiel uneingeschränkt ans Herz legen. Ich habe mich nach diesem Spiel recht erfolgreich immer tiefer in die "Cosimwelt" hineingewagt! Das Spiel erhält von mir gerade so (aber trotzdem gute!) fünf Punkte.
Matthias hat Stratak Wars - Der Auftakt klassifiziert.
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