Vorweg: Das Spiel hat nicht nur eine deutsche Anleitung, sondern auch die Buchstabenhäufigkeit ist der deutschen Verteilung angepasst. Mit Ä und Ö und so.
Das Spiel gefällt schon mal wegen seiner Geschichte. Als Jungautorin Paige Turner möchte man mittelfristig von der Schriftstellerei leben können und langfristig durch Bestseller berühmt werden.
Im Spielkontext schreibt man mit seinen Handkarten Wörter. Man wird ganz klassisch pro Druckseite bezahlt, so dass die Wörter Erträge im Cent-Bereich einbringen.
Paperback fängt an, wie jeder andere Deckbuilder. Man hat ein Startdeck von zehn Karten. Darunter sind die fünf häufigsten Konsonanten im Deutschen. Jeder der Konsonanten bringt einen Cent, wenn er in einem Wort verwendet wird. Ausserdem startet man mit den ersten 5 Ruhmkarten. Die bringen einen Punkt an Ruhm und keinen Cent an Belohnung. Anders als in anderen Deckbuildern blockieren diese Siegpunktkarten aber nicht die Hand, sondern sie sind Joker, die für jeden beliebigen Buchstaben stehen können.
Wer an der Reihe ist, zieht aus seinem gemischten Deck 5 Karten und versucht aus den vorhandenen Buchstaben ein Wort zu bilden. Es liegt immer eine öffentliche Karte aus, die z.B. einen Vokal zeigt, und auch einen Cent beiträgt, wenn man sie einbauen kann.
Mit diesen Centerträgen kann man von den ausliegenden Stapeln zuäatzliche Buchstaben für das Deck kaufen, aber auch die ganz teuren Ruhmkarten. Die sind als Romantitel illustriert. Billige Taschenbuchreisser aus den Siebzigern, aber total süß gemacht.
Wenn es dumm läuft, hat man in der ersten Hand alle Konsonanten. Naja, wenn als öffentliche Karte ein A ausliegt, kann man gleich für 6 Cent STRAND schreiben. Das ist ein sehr gutes Ergebnis. Die Konsequenz ist natürlich, dass man beim zweiten Ziehen alle seine Joker kriegt, womit man maximal einen Cent verdient. Die billigste Kaufkarte kostet zwei Cent.
Der Clou an dem Spiel ist jetzt, dass manche Buchstabenkarten Zusatzfähigkeiten bieten, wenn man sie in einem Wort verwendet. Etwa: Beim nächsten Zug eine oder zwei Karten mehr ziehen. Oder das T bringt 3 Cent mehr, wenn es am Ende des Wortes steht. Dann gibt es Karten, auf denen gleich zwei Buchstaben stehen. Die muss man auch in der Reihenfolge verwenden. Natürlich bringt ein verwendetes Ü mehr Cent ein, als ein L.
Wer ein besonders langes Wort zu Stande bringt, kann sich die oberste öffentliche Karte nehmen. Die ist erstens ein brauchbarer Buchstabe und zweitens 5 Ruhmpunkte wert.
Wie finde ich es im Vergleich zu Scrabble?
Man hat nur die Buchstaben in seinem Deck, die man möchte. Man zieht also nicht das dritte Y aus dem Beutel. Die Diskussionen über die Gültigkeit eines Wortes sind die gleichen. (Ja, "Gedöns" steht im Duden).
Die Joker machen es einem leichter, ein gutes Wort zu bauen, und man muss zusätzlich entscheiden, ob man auf Punkte geht, oder ein billiges Wort legt, durch das man beim nächsten Mal 8 Karten ziehen kann. Bringt mehr Kick als Scrabble, auch weil nicht rundenlang Worte mit zwei Buchstaben gebastelt werden.
Was ich schade finde, ist dass es einige Karten mit einem Q gibt. Da hätte QU stehen müssen. So aber ist die Karte unattraktiv.
Wie finde ich es im Vergleich zu Dominion?
Die typischen Deckbuilder Probleme. Keine Interaktion und der Anfang ist immer der gleiche. Ernst, Stern, Strand, anders: Das ist nicht übermäßig variabel.
Dann aber kommen die Variationen rein. Die Kartenstapel sind nach Preis sortiert, aber mit ganz verschiedenen Buchstaben. Hier kann man nicht eine Punkteengine laufen lassen (was ich persönlich als Stärke von Paperback empfinde), dafür sind die Wartezeiten teilweise erheblich.
Dem Spiel sieht man seine Kickstarterherkunft an. Eine grosse Menge an Varianten, die offensichtlich Stretchgoals waren, ist enthalten.
-Individuelle Spielervorteile wie z.B. dass man eine Karte im selben Wort zweimal einsetzen kann.
-Zusatzruhm, wenn man ein Wort schreibt, dass zu einem von sechs Romangenres gehört, z.B. SCHATZ wenn Piratenromane gefragt sind.
-Zielkarten mit Belohnungen z.B. für das größte Deck am Ende
-Kooperatives Spiel, in dem eine Ruhmkartenpyramide abgebaut werden muss, bevor zuviele Tokens auf den Karten der Pyramidenbasis angehäuft sind.
Toll gemachtes Spiel, das sofort einer unserer Lieblinge geworden ist.
Achim hat Paperback (de) klassifiziert.
(ansehen)