Teuer isses ja schonmal... aber viel Material ist auf jeden Fall auch in der Schachtel...
Nein, ich will hier ja mal etwas über das Spiel erzählen. Ich muss ganz ehrlich zugeben, dass ich noch vor einem halben Jahr unwillig überhaupt darüber nachgedacht hätte, ein "Spiel zu(m/r) Film/Serie/Comuterspiel/was auch immer" zu spielen. Bei solch einem Produkt ist klar, dass es sich um ein Auftragsprodukt handelt, das nicht primär entwickelt wurde, da eine gute Idee oder tolle Spielmechanik vorlag, sondern weil sich jemand dachte, dass man mit einem Merchandisingprodukt wahrscheinlich auch im Bereich Spiel Geld verdienen könne. Zwei genau solche Spiele später, nämlich Battlestar Galactica (zur Fernsehserie) und eben Civilization (zum Computerspiel), muss ich zugeben: Ich habe mich geirrt. Beide Spiele sind äußerst gelungen und auch empfehlenswert, falls Ihr Euch nicht für das dahinterstehende Produkt interessiert.
Zuallererst: Für wen ist es etwas?
Gelegenheitspieler und Familien sollten die Finger davon lassen, aber dafür sorgt sicherlich bereits der Preis. Computerspielenthusiasten oder aber eben auch Vielspieler (also im Bereich der Gesellschaftspiele) sollten sich Civilization: The Board Game mal genauer anschauen. Wer gerne 2-4 Stunden (zzgl. eventuelle Erklärung) an einem Spiel mit vielen Entscheidungen sitzt, bei Konflikten weder Gewissensbisse noch Frustphasen kriegt und keine Angst vor englischen Karten und anderen Texten (noch!) hat, könnte hier genau das Richtige finden.
Worum geht's also?
Civilization simuliert die (mehr oder minder) erfolgreiche Entwicklung einer Zivilistaion vom Ende der Steinzeit bis in die Moderne. Dabei führt jeder Spieler eine Zivilistaion (im Falle des Brettspiels Russen, Chinesen, Amerikaner, Ägypter, Deutsche (?) oder Römer) auf einer erdähnlichen Welt durch die Zeit. Er sorgt dafür, dass sie Städte gründet und ausbaut, Entwicklungen erforscht (von Schrift oder Metallbearbeitung in der Frühzeit bis hin zu Computern oder Atomenergie in der Moderne) und Konflikte austrägt, ob militärisch oder diplomatisch.
Frühzeit
Jeder Spieler platziert zu Beginn seine Hauptstadt auf einem von 16 die Spielwelt bildenden Kartenausschnitten. Die (bis zu) vier Startfelder an den Ecken der quadratischen Karte sind bekannt, die anderen 12 Felder wollen erst entdeckt werden. Außerdem platziert jeder Spieler eine Siedelreinheit und eine Armeeeinheit (oder Kampfeinheit, falls man 3 "e"'s vermeiden will). In den ersten Runden bewegen die Spieler ihre Einheiten über die Karte, erforschen neue Landstriche (durch aufdecken der verdeckten Quadrate), kommen in Kontakt mit friedlichen und aggressiven Urvölkern und gründen, falls sie einen guten Platz gefunden haben eine zweite Stadt. Gleichzeitig bauen sie ihre Hauptstadt aus (z.B. mit Häfen, Märkten oder Bibliotheken) und entwickeln erste Technologien.
Mittelalter und Moderne
Im weiteren Verlauf des Spiels treffen die Spieler vermutlich aufeinander. Die Welt ist entdeckt, und durch erforschte Technologien ist die Bewegungsreichweite so weit fortgeschritten, dass Kontakte mit anderen Einheiten wahrscheinlicher werden. Nun entscheidet sich, ob die Spieler aggressiv oder friedlich miteinander umgehen. Gleichzeitig wird eventuell eine dritte (und letzte) Stadt gegründet und Technologien weiter entwickelt, z.B. mit Buchpresse, Monarchie oder (später) Dampfmaschine.
Neuzeit
Schließlich streben die Spieler dem Sieg entgegen. Je nach Ausrichtung versuchen sie, die anderen Völker wirtschaftlich, technologisch, militärisch oder kulturell zu überflügeln und in einer modernen Welt mit Freiheitstatue und Luftfahrt als größte aller Kulturen den Sieg davon zu tragen.
Ablauf
Das Spiel läuft von Anfang bis Ende in folgenden Runden ab:
1. Start of Turn (Anfangsphase): Hier werden Städte gegründet, gewisse Ereigniskarten gespielt und eventuelle Boni in Anspruch genommen.
2. Trade (Handel): Hier akkumuliert jede Zivilistaion ihre Handelskraft (der eine zantrale Funktion im Spiel zukommt). Außerdem können die Spieler beliebig handeln oder diplomatisch tätig sein - von leeren Versprechen bis hin zu "ich gebe 5 Punkte Handelskraft und eine Kulturkarte, wenn Du mir je eine Einheit Metall und Weihrauch gibst sowie in Deiner nächsten Phase einen Atomschlag gegen Spieler X führst" ist alles erlaubt.
3. City Management (Verwaltung der Städte): Jede eigene Stadt baut mit der regional verfügbaren Arbeitskraft Ausbauten oder Einheiten, verschreibt sich den schönen Künsten (und sichert dem Spieler damit kulturelle Kraft) oder baut einen Rohstoff ab.
4. Movement (Bewegung): Die Einheiten der Spieler werden bewegt und eventuelle militärische Konflikte (fast glücksfrei) ausgetragen.
5. Research (Forschung): Die Spieler entwickeln neue Technolgien, die einerseits einen gewissen (mit dem Level steigenden) Handelsüberschuss benötigen, und andererseits aufeinander aufbauen müssen. Dabei wird ein komplexer Tech-Tree vermieden, indem die einfache Regel gilt: Zu jeder neuen Technologie muss eine Technologie niedrigerer Stufe mehr vorhanden sein, als von der Technologie der zu bauenden Stufe. Heißt: Wer die zweite Level 3 Tech bauen will braucht zuvor insgesamt drie Level 2 Techs. Dadurch entsteht statt eines Tree eine Tech- Pyramide.
Was gibt es noch, das hier vielleicht zu weit führen würde?
Weltwunder (in drei Zeitaltern), Entwicklung des Militär, ein Kampfsystem nach Stein-Schere-Papier- Prinzip, berühmte Persönlichkeiten, unterschiedliche Startbedingungen und einzigartige Fähigkeiten für jede Zivilisation, vier unterschiedliche Siegmöglichkeiten und und und...
Fazit
Zweimal hab ich's gespielt, und es ist schon etwas sehr feines. Anfangs kann es einen erschlagen, und es kann auch schwierig sein, den Fokus zu halten (man sollte bereits während der Aktionen der Mitspieler sein eigenes Handeln einigermaßen bedenken), aber im Großen und Ganzen macht es großen Spaß, seine Zivilisation zu entwickeln. Besonders, wenn man Siegchancen hat und keinen Konflikt mit arg bedrohlichen Konkurrenten hat... Was mich allerdings sehr störte, ist dass der Glückseinfluss gerade am Anfang recht relevant sein kann: Einerseits können die Geschenke und Beute von Urvölkern schlicht passen oder nicht, und andererseits bekommt man zu Spielbeginn Armeestärken in gewisser Weise zugelost. Wenn's einen da schlecht erwischt, muss man eventuell ganz schön freidlich agieren und auch vor den aggressiven Urvölkern lieber mal zurückstecken... Daher vergebe ich 5 von 6 Punkten.
Ich bitte eventuelle Rechtschreib- oder auch inhaltliche Fehler zu entschuldigen. Ich schreibe hier spät abends und habe die genauen Begriffe nicht vorliegen.
Tobias hat Civilization - The Board Game (en) klassifiziert.
(ansehen)